Manchmal braucht man etwas länger, um das offensichtliche zu erkennen, zumal wenn es sich im Gewand des Gewohnten zu verbergen weis. In der Gehalts und Gendergerechtigkeitsdiskussion ist eine Konstante die, dass es ja die freie Entscheidung sei, wenn Frauen schwanger würden. Niemand müsse heute schwanger werden, es denn man wolle es. Folgerichtig wäre dies auch als Entscheidung für ein „alternatives“ Lebensmodell zu werten. Meint also eines in potenziell prekärer finanzieller Abhängigkeit und bei im Schnitt 61% (!) weniger Gehalt als Männer. 
Es war das Argument der „freien“ Entscheidung, welches mich unterschwellig wie nachhaltig irritierte, und dem ich zunächst mit Sachargumenten beizukommen versuchte. Etwa dem Argument, dass volkswirtschaftlich betrachtet die Schwangerschaft und Aufzucht einen Wert und kein Risiko darstellen, man dieses also im Bezug auf Rente und Bezahlung irgendwie berücksichtigen müsse. Oder, dass solange wir keine Parität in Politik und Geschäftsführungen haben, wir auch weiterhin die Teilhabe von Frauen mehrheitlich von Männern gestalten lassen. Alles gut und richtig, aber das Zucken, beim Argument der „freien Entscheidung„ blieb. Dabei ist es im Kern ein sublimes Alltagsmanifest patriarchalischer Aggression: Im Klartext: Vor der Gleichberechtigung wäre es in der Verantwortung der Männer gewesen über gerechte Teilhabe und Lohn zu entscheiden. Die Frauen wollten Gleichberechtigung. Nun haben sie das Problem, müssen sie halt selber entscheiden. Wir müssen uns also nicht über Sachargumente unterhalten, sondern über ganz alltäglichen Rassismus zwischen den Geschlechtern. Da helfen keine Sachargumente, sondern nur Erziehung, was also ein Argument für konsequente Quoten wäre. 

( 61% weniger gehalt: https://www.zeit.de/…/gehaltsunterschiede-frauen-maenner-ge…)