Si tacuisses, philosophus mansisses

Sinngemäß sagte Christian Lindner, das man SUVs nicht besteuern solle, weil große Autos die wenig fahren weniger umweltschädlich sind, als kleine Autos, die viel fahren. Im Kern hat er natürlich mehr gesagt, aber das ist der Highplot der im politischen Leben eben bleibt. Der Highplot, dessen Beherrschung denn auch das Wesen eines erfolgreichen Politikers ausmacht und der Highplot für den Christian Lindner gerade mal wieder durch das Feuer der medialen Empörung gezerrt wird.

In der Politik ist die Kurzformel das bedeutsame. Deswegen hilft es auch nichts, wenn Wissenschaftler versuchen Beiträge zur Politik zu machen. Wenn der Wissenschaftler kompliziert über komplizierte Dinge redet, kann das keine politisch verwertbare Aussage sein, da es keine eideutige Handlungsempfehlung sondern eine Zusammenfassung von Abwägungen birgt. Politik lebt von diesen aufs Einfache heruntergebrochenen Handlungsempfehlungen. Da kann man sich nun gegen stemmen, muss dann aber dafür sorgen, dass wir Menschen als Spezies kollektiv endlich den evolutionären Sprung aus den Höhlen schaffen. Bis dahin unterscheidet den Politiker vom Wissenschaftler, dass der Wissenschaftler komplexe Dinge komplex und der Politiker komplexe Dinge einfach zu fassen weis. Bei dem urbanen Erregerthema SUVs hat sich Lindner also inhaltlich erwartungsgemäß festgelegt.

Dabei stellt man zum wiederholten Male fest: Christian Lindner meldet sich in der Debatte mit eben jener fingerschnipsenden Penetranz zu Wort, die vollkommen bedeutungslosen Wannabees nunmal zueigen sein muss, wollen sie überhaupt gehört werden. Zielsicher die Irritation des Tautologischen oder einfach nur unfassbar unbedarften auslösend fragt man sich stets, wie es sein kann, dass er noch jeden Themenbeitrag zu einem veritablen Kopfkratzer werden lässt. Christian Lindner hat genau zwei Dinge, die ihn ausmachen: einen guten Fotografen und dass man über ihn und seine irrlichternde Stimmensuchpanik spricht wenn er den Mund aufmacht. Gegen ihn wirkt das tapsige Politküken und misslungene Progerie-Experiment der CDU, Philip Amthor, geradezu erwachsen. Das muss man erstmal hinbekommen.

Nun, bei genauer Betrachtung muss das wohl so sein, wenn man meint, mann könne als Partei seinen Markenkern identifizieren und passend zurechtschneidern. So als könne man sich seine innere Grundhaltung marktgerecht aussuchen. Spoiler alert: kann man nicht. Ohne Haltung ist man die parteigewordene Verlässlichkeit eines Werbeversprechens mit dem man dann eben auch jene ephemere Form von Belastbarkeit teilt, die werbliche Beständigkeit eben so ausmacht. Ohne Haltung muss man eben damit leben, dass es für einen automatisch gefährlich wird, wenn man zum öffentlichen Diskurs neben stylischen Fotos von sich auch noch unbedingt meint etwas rhetorisches Kluges beitragen zu müssen. Klugheit bedarf zwingend der erkennbaren Haltung, will man nicht wie das flackernde Irrlicht FDP von schmerzlich verlorener und nie wiedergefundener Relevanz künden.

Lindner würde größer wahrgenommen, wenn er das bliebe, was er bislang am besten kann: ein schickes schwarz/weiß Foto.