Nachdem gestern anhand des noch fehlerbehafteten Probeabzugs die Farben (dunkles Grün, Warmrot und Schwarz) bestimmt wurden, wurde gestern das Format zerlegt und die Farben nacheinander einzeln gedruckt. Dass die abgenutzten, etwa 130 Jahre alten Schmuckelemente der Norddeutschen Zierliniengießerei etwas Liebe brauchten, um halbwegs sauber zu drucken, war klar. Eine Stunde wirkte pastose Waschpaste auf sie ein, um dann mit dem Glaspinsel und Lupe gereinigt zu werden. Der Rest an verlorenem Detail ist ihre Patina.
In einem letzten Schritt wird das Format aus dem Bogen geschnitten. Bei mehrfarbigen Drucken mit komplexeren Beisatzformen macht es prinzipbedingt mehr Sinn, rechtwinklig zur Maschine zu drucken, da die Passer ansonsten zum Glücksspiel werden. Diagonale Kompositionen sind im Bezug auf die Maßhaltigkeit der Passer sehr empfindlich, was das Schließen betrifft.

Ich weiß, man könnte nun vieles kritisieren, was ich verstehe, wenn man sich nur die Bilder ansieht. Doch ich bin zufrieden. Die Schriften sind alt und stark gebraucht. Bei der Futura habe ich fast ein Drittel der Typen austauschen müssen. Dennoch ist das Druckbild weit von der Präzision entfernt, die man mit neuen Typen hätte erreichen können. Andererseits, und das ist das, was ich neben der Kontemplation des Prozesses zwei Tage lang an etwas zu drücken, was heute in fünf Minuten am Computer zusammengeschoben und binnen Sekunden gestochen scharf ausgedruckt ist, liebe: das in den Typen eingeschlossene sichtbare, lange Arbeitsleben.

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