Staat und Gesellschaft haben so lange weggesehen, dass es eigentlich niemanden mehr interessiert, schlimmer noch, dass man es für normal, verständlich gar für patriotisch hält – die Anzahl rechter Gewaltverbrechen hat sich seit 2010 auf ein bundesrepublikanisches Rekordniveau von fünf pro Tag verdoppelt (1). 

Wohlgemerkt: Gewaltverbrechen, keine Hakenkreuzschmierereien auf Toilettenwänden, allein dieses Jahr sind schon neun Menschen Opfer rechter Gewalt geworden und das bei einer durch die Zählweise hohen Dunkelziffer, denn als rechtes Gewaltverbrechen taucht unnder Statistik nur auf, was bei der Aufnahme der Straftat als rechte Gewalttat in die Akten einging (2). Daher werden viele rassistisch motivierte Gewaltverbrechen anderen Bereichen der Kriminalitätsstatistik zugeordnet. Wir sehen also eine erschreckende, aber beschönigende Statistik. 

Zu lange haben wir zugelassen, dass man den rechten Rand der Gesellschaft verstehen, ja auf ihn zugehen müsse als mögliche Taktik der Befriedung begreift. Diese Taktik ist gescheitert und wir mit ihr. Rechte Gewalt ist heute Alltag, weil wir den Beweggründen nicht entschlossen entgegentraten, sondern weil wir diesen mit Verständnis begegneten und sie damit legitimierten. 

Antifaschismus gilt in den politischen Sonntagsreden der selbsterklärten konservativen bürgerlichen Mitte heute, 75 Jahre nach dem totalen Zusammenbruch des deutschen, unseres Faschismusses wieder als eine zu bekämpfende Gefahr für die Gesellschaft. 

Nein, Maaßen ist natürlich nicht allein verantwortlich dafür, aber dass ausgerechnet jemand wie er just in diesem Zeitraum für die Verteidigung der Verfassung zuständig war, ist symptomatisch für den Nährboden auf dem sich #rechteGewalt so epidemisch ausbreiten konnte. Das dritte Reich lehrt, dass man nicht selber zuschlagen muss, um Täter zu sein. Wegsehen, verwalten, normalisieren reicht völlig um den dünnen Schutzfirnis der eine Gesellschaft gegen den Faschismus schützt zu erodieren. 

https://www.phoenix.de/jahresstatistik-a-1645030.html

2) https://www.idz-jena.de/…/praxis-und-probleme-bei-der-erfa…/

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