Ungemein praktische, aber sehr seltene Helfer
Im Bleisatz ist dank des typografischen Rasters alles, was orthogonal gesetzt werden kann, prinzipbedingt relativ einfach. Komplizierter wird es, wenn man waagerechten und/oder senkrechten Satz mit Winkligem verbinden will. Normalerweise packt man dann den schräg zu setzenden Teil zwischen Regletten und blockt die Zwischenräume nach und nach aus, indem man sie mit Abschluss aller Größen auffüllt. Das ist zwar eine schöne Arbeit.ebr eben auch eine mit einem unschönen Ende, denn der Ausschluss muss anschließend wieder zurücksortiert werden. Früher hätte man aus wirtschaftlichen Gründen wahrscheinlich die Hälfte einfach weggeworfen. Heute werden sie nicht mehr hergestellt und sind daher in der Handsetzerei oft wertvoller als viele Schriften, denn ohne Ausschluss geht im Bleisatz nunmal rein gar nichts. Schriften finden halt irgendwie ihren Weg auf die Flohmärkte – Ausschluss findet auch aus Unkenntnis gewohnheitsmäßig nur den Weg zum Altmetallhandel.
Zur Verbindung von winkligem und rechtwinkligem Satz gab es verschiedene Hilfsmittel: Am bekanntesten sind die Keile und die zu Treppen zusammengesetzten Keilstege. Letztere ermöglichen Satz in einer Reihe bestimmter Winkel, da sie so konstruiert sind, dass nahtlose Formen möglich sind. Die Katheten der Keile sind dabei in den üblichen Ausschlußgrößen ausgeführt, was erklärt, dass nicht jeder Winkel möglich ist. Meine Stecksatzlade an Keilen ist von Stempel, eine Kiste Keilstege habe ich von Klingspor
Einen gänzlich anderen Weg ging die Firma Klingspor mit ihrem Drehwinkel-Ausschluss. Damit sind beliebige Winkel in einem bestimmten Bereich möglich. Die sind heute so selten wie der richtige Grundriss des Bernsteinzimmers, wohl auch, weil sie das damals auch schon waren. Viele Setzer kennen die nicht. Das letzte Mal, dass ich einen in der Hand hatte, war während meines Studiums und das auch nur, weil ich in einer Studienwerkstatt an der Universität Kassel lernte in welcher man in den 1960/70ern Industriedruck lehrte, die daher mit jedem erdenklichen Werkzeug von der eigenen Schriftgießerei über alle möglichen großen und kleinen Druckmaschinen bis zu großen Plakatpressen ausgestattet war. Umso schöner, dass mir zufällig ein original verpackter Satz in neuwertigem Zustand in die Hände fiel.
