Die Lehre aus diesem Wahlkampf ist die: als Kompetenzträger gilt man in Deutschland nur als Penisbeschenkter.
In allen Talkshow-Checks war Baerbock um Klassen sachbezogener, tiefer in der Materie und vor allem wahrheitsgetreuer. In den Umfragen kompetenter galten jedoch teilweise platt lügende und inhaltlich deutlich dünner aufgestellte Männer.
Auch war es angesichts der handfesten Skandale beider Männer geradezu lächerlich einfach Frau Baerbock mit ein paar Petitessen wie Lebenslauf Konkretisierungen und einer hahnebüchenen Zitatschlammschlacht aus dem Rennen zu drängen. Und das nicht nur eingedenk der Tatsache dass der eine Kandidat unterm Strich lügt, wenn er den Mund aufmacht und der andere beharrlich schweigt, wenn er zur Aufklärung schwerer Verbrechen beitragen könnte. Man kann nun sagen, all das sei normal in Zeiten des Wahlkampfs, harte Bandagen gehören nunmal zum Auswahlprozess – aber es erklärt in keiner Weise die geradezu frappierende Leichtigkeit, mit der Frau Baerbocks Aussichten zunichte gemacht werden konnten.
Deutschland will eben keine Frau als Kanzler*in ist die einzige logische Erklärung dieser Beobachtung. Das nennt man Misogynie, Frauenfeindlichkeit. Nur mal so, für die, die sich gerade in selbsterklärter Kulturüberlegenheit weggreinen, weil die Taliban die Frauen mal wieder aus dem Alltag drängen.
Nach 16 Jahren mit Frau Merkel als Kanzler würde ich die Aussage “Deutschland will eben keine Frau als Kanzler*in” nicht tätigen. Frau Baerbock ist eine gute Kandidatin gewesen, jedoch mangelte es ihr meines Erachtens auch an politischer Erfahrung im Vergleich zum ehemaligen Vizekanzler.