Die letzten Tage fand ich immer wieder Zeit Teile zu entlacken und mit Rost- und Haftgrund zu lackieren. Wenn man sich so intensiv mit der Materialität der Maschine beschäftigt ist es spannend deren Machart nachzuspüren. So sind die Gußteile alles andere als perfekt, das wirkt alles funktional aber im Detail bisweilen sehr roh, fernab der vergleichsweise sehr feinen Fertigungsqualität, welche gleichartige Maschinen in den 1930ern hatten. Ich weiß nicht zu sagen, ob man es bei der Fa. Eickhoff zur Jahrhundertwende nicht konnte, oder ob es einfach keine Rolle spielte. Die Pedalstange des Fußbetriebs ist ein Mix aus gedrehter Welle und angesetztem handgeschmiedetem Rundstahl, dessen Ende zur Trittbrettaufnahme in klassischer Bauernschmiedeart gespalten und geschweift wurde. Sehr rustikale mittelalterliche Handwerksarbeit in welcher bis heute der Grobschmied in Form seiner Hammerspuren weiterlebt.





Nun, ein paar Schichten frische Farbe werden das ihre tun, das nett zu machen. Apropos Farbe: Frau Eickhoff hatte im Laufe ihres Lebens aus unerfindlichen Gründen Farbkleider in Teerschwarz, Lindgrün, Weiß und zu guter letzt Beigegrau. Wer bitte malt eine Druckmaschine an und warum? Und wer bitte vergisst, wenn er sich schon die Mühe macht, eine gute Vorbereitung der Lackierung? Denn alle Farben ausser dem wahrscheinlich originalem Teerschwarz sind offensichtlich einfach über die mäßig bis nicht gereinigte Maschine drübergejaucht worden. Daher auch ihr Blätterkleid in dem sie zu mir fand. Die Frage in welcher Farbe ich sie streiche wurde dann von der Post gelöst. Es hat mich mehrere Tage gekostet die Unendlichkeit der Farbauswahl auf drei mögliche Varianten auszudünnen und jeweils zwei Dosen zu ordern: Dunkel-Bordeaux-Rot, Zeltgrau und Blaugrau. Farben kann man eigentlich nur am Objekt bestimmen, daher die Auswahl. Alles klassische Trekkerfarben, da mir Teerschwarz zu trist für Frau Eickhoffs unprätentiöse Sachlichkeit erschien, ausserdem habe ich schon eine Presse in der Farbe. Nun der fröhliche Postbote rief mir noch zu er habe die Pakete vor die Hütte gestellt und drückte mir ein drittes in die Hand. Nur vor welche Hütte, das sagte er nicht und konnte sich anderntags auch nicht daran erinnern. Dunkel-Bordeaux-Rot, Zeltgrau waren damit unauffindbar aus dem Rennen und Frau Eickhoff darf sich eines RAL 5008 blaugrauen Kleides erfreuen. Und ein Ende ist auch in Sicht: nur noch drei große Teile und ich habe alles entlackt, grundiert und lackiert. Das ist zwar alles gute Agrarfarbe, also eine mit der man Werk- und Fahrzeuge streicht, die grob benutzt werden und die entsprechend schlagfest ist, aber viel belastete Teile, also solche die z.B. ständig angefasst werden wie das Schwungrad bekommen dennoch zur Sicherheit zwei Anstriche – ich habe nicht vor Frau Eickhoff in diesem Leben nochmal zu streichen.


