Typen, die mir wütend die Mailbox vollheulen, ich sei ein KI-Hater und sie könnten dank KI endlich auch „Artists!!!elf1!11“ sein, haben zum einen von Kunst rein gar nichts verstanden und zum anderen auch mich nicht.
Mir persönlich ist es völlig egal, ob ihr eure Bilder promptet oder ob ihr mit einem abgeschnittenen Beinstumpf happeningartig guttural schreiend Manifeste wider den Zeitgeist deklamierend syntaktisch auf aus euren Schamhaaren gewebte Leinwände blutet. (Ich habe neben Informatik und Visueller Kommunikation auch Kunst bei Kippenberger, Kramer, Kiefer und einigen anderen Namen studiert und gelernt – und habe daher Dinge gesehen und getan, für die ihr wahrscheinlich weder Begriff noch Namen habt.) Mich interessiert einzig, ob mir eure Bilder etwas sagen.
Nur weil man einer auf das Erstellen von Bildern und Texten programmierten Maschine Bilder und Texte entlockt, ist das noch keine Kunst. Der Unterschied liegt in der Abwesenheit jener Beliebigkeit, die nunmal einem Jedermannsgut innewohnt. Eine KI bedienen kann im Prinzip jeder Mensch zwischen Geburt und Grablege. Zeichnen, malen, bildhauern, programmieren, akkurate Ziegelwände hochziehen, komponieren oder lebensrettende Bypässe legen – das können nur diejenigen, die sich damit jahrelang, oft ein halbes Leben, beschäftigt haben.
Mit KI Bilder und Texte zu prompten ist, um im Bild zu bleiben, im Kern etwa so kunstvoll wie das Betätigen eines Lichtschalters: Ja, man macht Licht. Toll – das löst das Problem Dunkelheit. Oder ihr habt einfach Spaß am Schalterdrücken – auch gut, das löst das Problem Langeweile. Aber dann von der eigenen „lichtgebenden Machtfülle“ berauscht von der Welt zu erwarten, als Einstein, zumindest aber Physiker, Elektriker, Beleuchter, Lichtdesigner, von Zeus beäugter Prometheus und gefeierter Illuminations-Magier gleichermaßen wahrgenommen zu werden – das ist nur eines: übergriffig und dergestalt schlicht nervig.
Habt Spaß mit KI, aber lasst euch nicht blenden und vor allem: blendet andere nicht. Seid Menschen, benutzt euren Kopf, bleibt ihr selbst – und damit handlungsfähig, auch wenn euer Werkzeug einmal nicht verfügbar ist. Wenn euer Werkzeug eben nur Werkzeug ist und nicht der alleinige Ermöglicher oder exklusive Zugang zu einer Materie. Wenn ihr euer Werkzeug im Zweifel auch selbst bauen könnt. Bedenkt und versteht: Wenn ihr etwas nur mit KI könnt, dann könnt ihr nichts.

6 thoughts on “KI-Artists!!!elf1!11

  1. Herr Kühn, Sie sind einfach nur klasse!
    Mit sicherer Hand große Kunst in die Welt bringen und mit Esprit auf den Punkt verbal festgestellt, wie das Leben gelingt/gelingen könnte. Großartig.
    Ich habe meine Wut nicht so gut im Griff in diesen Zeiten.
    Mit herzlichen Grüßen
    Frau Flo

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