Eigentlich wollte ich diesen Beitrag mit dem aufmerksamkeitsheischenden Satz beginnen, dass es eine neue Schrift in der Gasse gäbe. Aber das ist ja irgendwie immer so und daher nichts Ungewöhnliches, mein gut trainierter Paketbote kann das bestätigen. Wie dem auch sei, da ist also die Privat, 1966 von Joachim Julius Siercke für Bauer entworfen, als Neuzugang in der Gasse – eine schöne Schreibschrift, ganz in der Mode ihrer Zeit, neu in der Gasse. Ich habe das zum Anlass genommen, ein für mich wichtiges Zitat von Esther Bejarano in einer etwas anspruchsvolleren Arbeit umzusetzen. Die Skizze zeigt bereits, dass es sich um einen zweifarbigen Druck handeln wird, der sich im Wesentlichen von der Horizontalen und Vertikalen lösen will.

Der erste Schritt war das Aufstellen der Form des Roten mit dem Bündel. Die Winkel des Linienfächers wurden, soweit möglich, mit Setzkeilen hergestellt. Der Satz wurde im Schnellspannrahmen geblockt. Der Schnellspannrahmen kam zum Einsatz, weil ich schon ahnte, dass das Strahlenbündel optisch noch leicht zum Ausruf gedreht werden musste, was ich mit den Klingspor Drehwinkelelementen umsetzte.

Der Ausruf ist übrigens mit der Bigband gesetzt. Als Ergebnis erhielt ich den ersten Probedruck, den ich am Leuchttisch auf die Rückseite des Druckbogens durchkopierte und auf das Bachert Montageschiff übertrug.

Um die Arbeit beim winkligen Arrangieren der Zeilen zu erleichtern wurden die Typen mit dünnem Montageband und Regletten ausgebunden. Auf diese Weise können die Zeilen problemlos en bloc bewegt und in Position gebracht werden–ein Trick den ich mir bei früheren Satzarbeiten entwickelt habe.

Auch hier wurde, wo immer möglich, mit Keilen gearbeitet, trotzdem musste viel geblockt werden. Es hätte schöner sein können, wenn ich mich nur nicht aus der wilden Tischablage bedient hätte, sondern aus den Sortimentskästen. Ich glaube, alle Setzer haben diese wilde Tischablage aus Quadraten und anderem, meist kleinem und daher mühsam zu sortierendem Blindmaterial. Halt diesen Kasten, auf dem unsichtbar in alle Ewigkeit steht: Morgen, ja ganz sicher morgen sortiere ich dich. Ich habe jedenfalls zwei gut gefüllte dieser wilden Kästchen 🙂

Im direkten Vergleich sieht man, dass die untere Zeile später noch um 4p verschoben werden musste. Ich erwähne dies nur, weil Unerfahrene der Meinung sind, beim Bleisatz gäbe es einfach einen Plan, den man umsetzt. Dem ist nicht so. Es ist vielmehr so, dass man einen Plan hat und dann so lange tüftelt, bis alles passt. Aber ohne diesen Plan geht es nicht, weil man sonst nicht weiß, was man tüfteln soll.

Gedruckt wurde dann auf zwei Maschinen: der Korrex Stuttgart und der Korrex Hannover. Dies habe ich deswegen gemacht, damit ich zeitgleich beide Formen unter Farbe habe und auf diese Weise letzte Korrekturen an der jeweils sinnvolleren Stelle vornehmen konnte. Hätte ich beide Formen nacheinander auf der selben Maschine gedruckt, hätte ich die zweite Form ausschließlich an die erste anpassen können, was bei solchen Arbeiten eher risikobehaftet ist.
Fertig: )

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