Streeck ist sicher ein fähiger Experte, aber er begreift die Kommunikation zu COVID fraglos auch als Wettbewerb. Eine Chance zur Profilierung, ein Rennen bei dem er gewinnen will. Er hat dabei verstanden, dass die besorgte Öffentlichkeit natürlich gerne eine verlässliche Wegbeschreibung und Karte für die bislang unkartierte COVID Tiefebene hätte. Er wird wissen, dass es das nicht geben kann, aber er weiß auch, dass am Ende derjenige in Erinnerung bleiben wird, der die Lage zuerst erfasst hat. Das verleitet ihn zu vorschnell absoluten, verkürzten und falschen Aussagen wie dass es ganz sicher keine 2. Welle oder noch vor drei Wochen, dass es kein exponentielles Wachstum geben würde.

Wären wir ihm gefolgt, wir wären heute auf der COVID Schreckensliste irgendwo zwischen England und den USA. Dieser Mann plädiert nun im Lichte des Teillockdowns für einen entspannteren Umgang mit COVID und für einen Schutz von vorangig der RIsikogruppen. Womit er Freiheit für alle und Isolation für wenige meint, wobei er eins ums andere Mal den Punkt verpasst, dass selbst unter Experten bislang nicht wirklich klar ist, wer eigentlich nun Risikogruppe sei, und wie wir diese von anderen abgrenzen. Wir kennen ja bislang nichtmal die Dimension des Risikos, da beinahe täglich neue Erkenntnisse zu Kurz- und Langzeitfolgen gewonnen werden. Er konzentriert sich also auf die individuelle Krankheitsprognose, was auch seine Beliebtheit unter Zweiflern begründet, da es eine kollektive Aufgabe individualisiert und jedem die Begründung liefert das Ich vor das Wir zu stellen. Das mag nicht seine Absicht sein, und die Verhandlung der Zone in der kollektive Fürsorge in individuell zu tragende Verantwortung übergeht ist eine wichtige. Aber sie kommt während unser Gesundheitssystem die individuelle Ebene verlässt und in Summe gerade darum kämpft überhaupt handlungsfähig zu bleiben und so trägt er mit seinen begrüßenswert schnellen, präzisen aber eben auch gerne vorschnellen wie falschen Aussagen mehr dazu bei, uns unserer Handlungsfähigkeit zu berauben weil wir unfreiwillige Zeugen und Opfer des eitlen Treibens von Selbstdarstellern werden denen ihr Hang zur Egopflege wahrscheinlich nicht einmal klar ist.

Streeck kann man daher getrost als fähige Risikogruppe unter den Virologen begreifen.

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