Es war mal wieder Zeit für ein Einbandposter, da die 20. Ausgabe meiner fortlaufend erscheinenden Sammelbände mit den Illustrationen meiner Stifte in den Offsetdruck geht. Zwanzig(!) Ausgaben von „Fiftysomething” seit 2023 – das finde sogar ich viel. Und auch wenn es kein offizieller Teil ist, ist es doch ein ebenso liebgewonnener wie angenehmer Anlass, in meiner kleinen Bleisatz- und Handdruckwerkstatt immer wieder neue Einbandposter für jeden neuen Band auf meinen Buchdruckmaschinen umzusetzen.

Diesmal nutzte ich die Gelegenheit, ein seit längerem gehegtes Projekt umzusetzen: ein Poster im Stil der Pulp-Comic-Cover der 1950er-/60er-Jahre als zweifarbigen Druck zu entwerfen. So schnell die Zeichnung erstellt und die beiden Farbplatten geschnitten waren, lag die Tücke mal wieder im Detail: Kein handwerklicher Druck ohne Lernkurve. Zum einen brauchte es unerwarteter weise tatsächlich mit Unterbrechungen drei Tage, um das richtige Rot zu bestimmen, da der Kontrastabstand von Rot und Schwarz gering ist. Bei dem dichten Motiv reichte es zudem leider nicht, beim Abmischen einfach ein paar Abstriche auf Papier zu machen. Hier musste ich Musterbogen drucken, was bedeutet, dass ich die Maschine für jeden einzelnen Farbton mit Farbe beschicken, zwei Abzüge machen und dann wieder komplett reinigen musste. Das dauert eben seie Zeit und das muss man am ende des Tages eben auch wollen. Am Ende setzte sich eine Mischung aus Pantone Leuchtorange und HKS 8 Intensiv durch, die neben dem Mattschwarz fröhlich ballert, ohne sich schwimmend von der Bildebene zu entfernen – die Bildeinheit bleibt erhalten. So soll das.

Eine weitere Herausforderung war das Gewicht der Formen. Es gibt Formen, die Farbe aufnehmen, und es gibt Formen, die Farbe geradezu saugen. Die Schwarzform wollte bei jedem der vier Abzüge neue Farbe auf das manuelle Farbwerk. Das sind Momente, in denen ich anfange, statt meiner Korrex-Pressen mit ihren Handkurbelwalzenwerken von Heidelberger Schnellzylindern mit automatischen und fein justierbaren Farbwerken zu träumen. Für solche Phantasien habe ich bei aller Geländegängigkeit, die sie meiner Liebhaberei entgegenbringt, wahrscheinlich die falsche bessere Hälfte. Ich werde sie jedenfalls in einem seltenen Moment der Vernunft nicht einmal fragen, was sie im Allgemeinen von einem Schnellzylinder hält. 🙂

3 thoughts on “War Poster

  1. Hallo Guido,
    bewundernswert, mit welcher Geduld und Akribie Du vorgehst. Vor allem, da ich mit Drucken so gar keine Beruehrung habe.

    Ein kleiner Vorschlag: YouTube mag nicht mehr so richtig funktionieren, ohne den User mit allen moeglichen Voraussetzungen zu belaestigen. Waere vielleicht PeerTube eine Alternative?

    Gruss, bernd

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