Der Zeilen- oder Linienhacker von Bacher gehört zwar nicht zur ständig benötigten Ausrüstung meiner Handsetzerei, ist aber dennoch ein Standardwerkzeug. Es handelt sich um eine Art Guillotine oder kleine Blechhebelschere, mit der sich druckende Linien oder nichtdruckende Regletten (=nichtdruckende Linien, etwa Zeitabstände) kürzen lassen. Dabei stößt er Blei, Messing und Aluminium problemlos bis zu einer Stärke von etwa 8 Punkt (~3 mm) sauber ab. Es gibt ihn in unterschiedlichen Ausführungen. Ich habe drei Stück im Bestand, von denen ich zwei in Gebrauch habe: den hier vorgestellten Bacher 180, ein Feingerät, und einen massiveren und gröberen von der Fa. ESE (Ernst Sattler, Essen), der auch noch 12-Punkt-Linien schafft. Mit letzterem stoße ich so ziemlich alles auf Länge, das wiederkehrende Längen benötigt, die jedoch nicht in typografischen Maßstäben präzise sein müssen. Also Blei, Messing, Alu, Plastik und Holz, eben Bastelkram oder Trennstege von Stecksatzladen. Das der bei mir nur grobes schneidet liegt nicht an seinem Können, sondern an seinem Anschlag.

Die beiden Geräte sind prinzipiell gleich aufgebaut, unterscheiden sich jedoch durch ihre Massivität und eben die Art des Anschlags. Während die Maschine von ESE einen gleitenden, abnehmbaren Anschlagschieber hat, verfügt das Präzisionsinstrument von Bacher über eine nicht demontierbare, aber präzise Schrittweitenverstellung.

Und so ist die „Bastelhacke” denn auch fest in der Gasse montiert, da ich sie vergleichsweise oft benutze. Es gibt nichts Nervigeres als eine Blechschere, die durch den langen Hebel zwar ungemein kraftvoll ist, aber ohne festgeschraubt zu sein ständig tollpatschig umfällt. Die Bacher 180 hingegen hole ich nur raus, wenn ich sie beim Setzen brauche. Sie muss auch nicht festgeschraubt werden, da ich auf ihr selten stärkeres als 2 Punkt dickes Material schneide und da langweilt sich die Schere geradezu unbeteiligt einfach so durch.

Bei Rahmen im Akzidenz- oder Spalten im Tabellensatz braucht man die Bacher 180 ständig, da man hier regelmäßig rechtwinklig aufeinanderstoßende Linien auf Spaltenbreite erzeugen muss. Dafür müssen alle Schnittstücke die exakt gleiche Länge aufweisen, und diese Länge muss man auch im Bedarfsfall auch wieder exakt so einstellen können. Hierfür hat de Bacher 180 eine präzise einrastende Feinjustierung, die in Schritten von 1 Punkt (= 0,376 mm) fortschreitet, während die minimale Schrittweite des ebenfalls präzise einrastend verstellbaren Anschlags 6 Punkt beträgt. Damit kann man innerhalb des typografischen Rasters alle Längen bis 32 Cicero (= 8 Konkordanz = 144,361 mm) in 1 Punktschritten abrichten, ohne je Sorge haben zu müssen, dass man einen halben oder Viertelpunkt zu viel oder zu wenig gemessen hat.

Im Bleisatz ist ungeachtet des sonstigen Lebens punktgenaue Präzision etwas, das auch Menschen, die wie ich von Natur aus eher unordentlich sind, schnell in Fleisch und Blut übergeht – falls sie im Handsatz bleiben und sich dort nicht nur mit Kennermiene kurz haben blicken lassen.