
Hinweis: Der folgende Text liegt in zwei Versionen vor: der nachfolgend ursprünglichen und auf Bitten in einfacher Sprache weiter unten.
Ich hatte gestern mal wieder die Selbstenstschuldungsdiskussion, dass es Klimawandel ja schon immer gegeben hätte. Diese Diskussionen zielen auf die Illusion ab, man müsse nichts, vor allem nicht sich verändern. Ja, Klimawandelhat es schon immer gegeben, aber sie verpassen den Punkt: diese Klimakatastrophe ist kein natürlicher Prozess. Diese Klimakatastrophe richten wir an, und das in einer erdgeschichtlich rasanten Geschwindigkeit, welche uns als Spezies kaum reale Möglichkeiten zur Adaption lässt, schon gar nicht unseren Gesellschaftssystemen und der Zivilistation. Zudem vernichten wir die Artenvielfalt im industriellen Maßstab und reißen damit global just die Ernährungsketten auf, an deren Spitze wir uns sehen. Und als wären die tödliche Störung des Klimasystems und die Vernichtung der Artenvielfalt noch nicht genug, betrachten wir die Erde, also unser Wohn- und Esszimmer als perfekte Kloake, die wir lustvoll bis an den Rand mit unserem Wohlstandsmüll vollscheißen. Bereits jetzt gibt es weltweit kein Trinkwasser mehr, welches keine Spuren krebserregender Chemikalien beinhaltet. Bereits jetzt es gibt keinen Zentimeter Erdoberfläche mehr, der nicht Spuren von Plastik enthält. Am Ende dieses Blitzkrieges gegen unseren Lebensraum werden ganz ohne Frage Zivilisationen und Menschen verheert da liegen. Und das wird nicht in ferner Zukunft passieren, es passiert genau jetzt und wird, sollte es weiter faktisch ungebremst fortschreiten, innerhalb der nächsten Generationen den Lebensraum und damit uns hinwegfegen.
Bereits heute überschreiten die Schäden nicht nur global, sondern auch hier bei uns die Grenzen der Versicherbarkeit. Das bedeutet, wir erleben bereits jetzt Einschläge, die gesellschaftlich nicht mehr heilbar sind. Nach dem Verlust von Haus und Hof kommt der Verlust von Leib und Leben. Dazwischen werden wir Verteilungskämpfe und den fortschreitenden Zerfall dessen, was wir Zivilistation bezeichnen erleben.
Während wir also gerade einen Wahlkampf im Kern darum führen, wie wir mit Rassismen, Ausgrenzung, Selbstisolation und sozialer Spaltung die liebgewonnene fossile Lebensweise beschützen können, wären wir bestens beraten, uns Grenzen zu setzen und Solidarität zu fördern, um dem sich exponentiell beschleunigenden Veränderungsdruck zu begegnen und uns gleichzeitig für diesen resilienter zu machen. Oder wir werden Geschichte sein.
Werden wir als Spezies überleben? Wahrscheinlich. Was, wenn wir nicht umgehend einlenken, sicher nicht überleben wird, ist die erdgeschichtlich kurze Phase relativer Sicherheit und relativen Wohlstands für ungeachtet aller Konflikte einer große Mehrheit der Menschheit. Also genau das, was sogenannte Konservative, von berechtigten Verlustängsten zunehmend panisch getrieben, zu verteidigen suchen – paradoxerweise indem sie nach Kräften sicherzustellen versuchen, wie wir uns als autodestruktive Gesellschaft noch schneller selbst verdauen können.
Nun, was kann man machen? Ist nicht alles verloren? Ist es nicht Schicksal, wie viele Kommentatoren im Netz es schulterzuckend in Art eines zur Kultur erhobenen Grunddefätismus mit ihrer Feststellung „das habe es schon immer gegeben“ auszudrücken suchen?
Die einfache Antwort ist zugleich die schwerste und offensichtlich am kompliziertesten Umzusetzende: Es ist möglich. Es ist möglich indem wir uns ändern. Es bedarf der Verhaltensänderung von Milliarden Menschen. Das das gelingen kann zeigt das Pariser Klimaabkommen. Was dem entgegensteht sieht man an der wütenden Bekämpfung dieses Abkommens. Aber es ist schaffbar. Es braucht eine starke EU, weniger faktenbefreiten Populismus und Aufgabenblindheit und mehr faktenzentrierte Aufgabenannahme. Die Zeit in welcher die Merz, Söders, Linnemanns, Spahns, etc. Teil einer wie auch immer definierten Lösung waren, und sei es die Kleptokratie kleiner Lobbyseilschaften, ist bei Lichte betrachtet vorbei, da das Gesamtsystem, welches diese Partikularnepotismen ermöglicht in akuter Gefahr ist. Das ist der Grund, warum führende Wirtschaftsinstitutionen vor der Politik warnen, die Merz als Heilsbringer verspricht. Anders als die sich blind in ideologische Verkapselung flüchtende Union, weiß auch die auf systemische Nachhaltigkeit angewiesene Wirtschaft, dass es so nicht weitergehen kann. Man könnte es auch so formulieren: Wir brauchen jetzt dringend ein paar Generationen Habeck, damit wir uns irgendwann wieder ein paar Generationen Merz leisten können.
Es gab die Bitte den Text auch in einfacher Sprache anzubieten. Die Version wurde freundlicherweise von Simone Schwarze erstellt.
Viele Menschen behaupten, es hätte den Klimawandel schon immer gegeben. Dieses Argument ist zu einfach. Die Menschen benutzen es, weil sie sich damit einreden, nichts verändern zu müssen. Ja, Klimawandel hat es schon immer gegeben. Aber natürlicher Klimawandel dauert lange. Tausende von Jahren. So haben Pflanzen und Tiere genügend Zeit, sich anzupassen. Den jetzigen Klimawandel verursachen wir Menschen – und zwar in enormer Geschwindigkeit. Was in der Natur bisher tausende Jahre dauerte, richten wir gerade in zwei Jahrhunderten an. Und weder Pflanzen und Tiere,noch wir Menschen sind in der Lage, uns so schnell daran anzupassen. Es werden auf der ganzen Welt Nahrungsketten zerstört, auf die wir selbst angewiesen sind (wenn zumBeispiel die Insekten aussterben, bestäubt niemand mehr die Pflanzen und unsere Ernten fallen aus). Und als wäre die (Zer-)Störung der Klimasysteme und die Vernichtung der Artenvielfalt noch nicht genug, schmeißen wir auch noch all unseren Dreck und Müll in die Umwelt – obwohl die Erde doch unser Wohnzimmer und unsere Speisekammer ist.Bereits jetzt gibt es weltweit kein Trinkwasser mehr, welches keine Spuren krebserregender Chemikalien enthält. Bereits jetzt gibt es keinen Zentimeter Erdoberfläche mehr, der nicht Spuren von Plastik enthält. Wir zerstören unser Wohn- und Esszimmer und können dabei als Zivilisation nur selbst verlieren! Das passiert nicht irgendwann in ferner Zukunft! Es passiert genau jetzt. Und wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden wir unseren Lebensraum innerhalb der nächsten zwei oder drei Generationen völlig kaputt gemacht haben.
Bereits heute sind die Schäden enorm – nicht nur irgendwo auf der Welt, sondern auch hier bei uns. Wir erleben bereits jetzt Einschläge, von denen wir uns als Gesellschaft nicht mehr erholen können (das Ahrtal zum Beispiel ist noch immer nicht wieder vollständig aufgebaut). Wenn uns das Haus bei einem Hochwasser weggespült wurde oder ein Orkan uns das Dach weggerissen hat, haben wir vorerst nur ein finanzielles Problem. Wenn wir reich sind, bauen wir uns einfach irgendwo anders ein neues Haus. Die meisten von uns sind aber nicht reich. Die meisten von uns werden durch solche Ereignisse in soziale Nöte geraten, weil keine Versicherung Extremwetter mehr versichert. Es wird immer mehr Kämpfe darum geben, wem Hilfe zusteht und wem nicht. Unsere größte Errungenschaft, die Zivilisation, der soziale Umgang miteinander, wird zerstört. Es geht ums nackte Überleben.
Im Wahlkampf reden wir gerade fast nur darüber, wie wir unliebsame Mitmenschen ausgrenzen und abschieben und unsere lieb gewonnene Lebensweise auf Basis fossiler Energiegewinnung auf Krampf beibehalten. Damit isolieren wir uns vom Rest der Welt und spalten unsere eigene Gesellschaft. Stattdessen sollten wir der Zerstörung Grenzen setzen und Solidarität fördern. Die Welt verändert sich extrem schnell und wir müssen als Land dabei mithalten, sonst gehen wir unter.
Wird die Spezies Mensch überleben? Wahrscheinlich. Was nicht überleben wird, ist unser Wohlstand und unsere Sicherheit, die wir erst seit sehr kurzer Zeit genießen dürfen – zumindest eine große Mehrheit der Menschheit. Also genau das, was die (angeblich) Konservativen zu verteidigen versuchen, aber indem sie so weitermachen wollen wie bisher – womit sich ja die Katze in den Schwanz beißt.
Nun, was kann man machen? Ist nicht alles verloren? Ist es vielleicht unser Schicksal, uns selbst zu zerstören, wie viele Menschen inzwischen resigniert und mit den Schultern zuckend in den Kommentarspalten schreiben? Die Antwort ist einfach: Es ist möglich, indem wir uns ändern! Die Umsetzung allerdings ist schwer, denn es bedarf der Verhaltensänderung von Milliarden Menschen. Dass das gelingen kann, zeigt das Pariser Klimaabkommen. Dass es schwer ist, sieht man daran, wie sehr das Pariser Klimaabkommen bekämpft wird.
Aber es ist schaffbar! Es braucht eine starke EU, weniger faktenbefreiten Populismus und weniger Blindheit für die Wichtigkeit der Aufgaben! Stattdessen brauchen wir Menschen, die sich der Aufgabe annehmen! Solche Menschen sind nicht Merz, Söder, Linnemann und Spahn etc., die in erster Linie Lobbyinteressen verfolgen. Diese Zeiten sind vorbei. Sie funktionieren nicht mehr. Sogar führende Wirtschaftsinstitutionen warnen vor Merz‘ Politik, weil sie wissen, dass es so nicht weitergehen kann.
Man könnte es auch so formulieren: Wir brauchen jetzt dringend ein paar Generationen Habeck, damit wir uns irgendwann wieder ein paar Generationen Merz leisten können.