Was in meiner kleinen Druckerei noch fehlte war tatsächlich eine Nudel. Nudeln werden die einfachsten Zylinderpressen bezeichnet, bei denen man den Andruckzylinder ohne Farbwerk über Form und Papier zieht. Die fanden sich früher in jeder Druckerei, um mal eben eine Kolumne zu Korrekturzwecken abzuziehen, eine Form zu testen und für alle Arten künstlerischen Hochdruck von Linol über Holz bis Gummi/Kork/Pappe/Lego im Einzelabzug im Schul-, Hobby- und Profibereich. Natürlich wollte ich eine alte und natürlich eine mit verstellbarer Druckhöhe. Ersteres, weil ich nunmal alte Maschinen lieber habe, als neue. Letzteres, damit ich den Anpressdruck nicht mit Unterlegungen justieren muss. Und da gibt es nicht viel; in Deutschland finden sich vor allem Modelle der Firmen Trumpf und Hohner aus den 1950-70ern. Wenn man sie denn findet, denn beide Modelle sind eher rar. Bei mir wurde es dann eine Hohner Typ HOKO 2, die heute von der Arbeit kommend auf mich wartete und erstmal ausgiebig geputzt wurde. Es gibt kaum eine bessere Art Maschinen kennenzulernen, als sie zu putzen. Da ich keine Anleitung zur Hohner auftreiben konnte war ich beim Ausprobieren entzückt festzustellen, dass die eine tolle Eigenschaft hat: sie hebt den Zylinder bei richtiger Handhabung nach dem Druckdurchgang automatisch an. Wie schön, das erlaubt flüssiges und fehlerarmes Arbeiten. Angenehm auch das satte Gleiten des schweren Zylinderwagens, der schon etwas anderes ist als die modernen Schulnudeln die ich mal anfassen konnte. Und sie ist schwer, ich schätze 40-45 kg. Schwer ist beim Drucken gut, keiner mag leichte und daher beim Arbeiten wandernde Maschinen, die man erst festschrauben muss, damit sie nicht fortrennen.



Ich habe von 1967 bis 1970 Schriftsetzer gelernt. Für Probeabzüge hatten wir eine ähnliche Presse. Die Farbe wurde mit einer Handrolle aufgetragen. Der Wagen wurde mit einer Handkurbel über den Satz bewegt. Später in der Zeitungsdruckerei kam auch so eine Presse zum Einsatz.
Gott grüß die Kunst sagt man als Jünger Gutenbergs.
Schön, dass eine Maschine aus meinem alten Lehrbetrieb nach so vielen Jahren noch eine Verwendung gefunden hat. Da weiß man doch gleich, dass es sich lohnt sich bei der Arbeit so viel Mühe zu geben 😉