
Der dramatische, nein, apokalyptische Rückgang der Artenvielfalt, der zunehmende Verlust fruchtbarer Böden, der explodierende Energiebedarf für die Nahrungsmittelproduktion, die Plastifizierung des Planeten, die Tatsache, dass das Trinkwasser inzwischen weltweit mit krebserregenden Ewigkeitschemikalien verseucht ist etc. pp. Und en Plus die Klimakatastrophe, die wir ausgelöst haben und die uns davon galoppiert.
Das alles haben wir in der erdzeitlichen, ja zivilisationszeitalterlichen Kürze einer Femtosekunde der letzten hundertfünfzig Jahre geschafft. Das Wachstumsprimat ist dabei die Kapitulation der Vernunft vor der Gier des Jetzt. Wir wissen, dass wir nicht mehr, sondern deutlich weniger verbrauchen müssen, wenn wir als Spezies überleben wollen. Aber wir setzen auf Konzepte, die uns noch mehr vom Zuviel ermöglichen sollen. Technologieoffenheit nennen wir das – ein Euphemismus für „Morgen ist mir scheißegal“.
Der Fingerzeig auf jene die noch mehr verbrauchen als wir, die Suoerreichen, die 1% etc. Ist dabei bestenfalls selbstentschuldend aber nicht zielführend. Wir sind die Reichen. Es braucht diese Selbstanerkenntnis, auch wenn es noch absurd viel Reichere als den bundesdeutschen Querschnitt gibt. Dubai hat beispielsweise gestern sein jährliches Erdkontingent verbraucht, wir werden es April/Mai geschafft haben. Beides ist jedoch so deutlich zuviel, dass es egal ist. Abgesehen davon, dass es einfach zuviel ist.
Die Menge verfügbarer Ressourcen ist nunmal keine Verhandlungssache, sondern eine faktische Dimension. Dieser Lebensraum hat eine feste Größe, die wir beständig so behandeln, als wäre sie nicht gegeben. Wir als Gesellschaft, also Sie, ich, wir alle, die wir dieses System am Laufen halten, leben weit über unsere Verhältnisse. Und dieser Raubbau sitzt so tief in uns drin, dass selbst die Grünen Wachstum fest im Wahlprogramm verankerten, wohl weil sie wissen, dass sie andernfalls keine Chance hätten auch nur in die Nähe der Steuerruder der Macht zu kommen. Nicht einmal beim Gros ihrer an sich verständigen Wähler*innen. Transformation ist über weite Strecken ein langsamer, ein schleichender Prozess, bevor er sich erdrutschartig erfüllt. Das ist bei unserer Transformation unseres Lebensraumes in einen lebensfeindlichen Raum so, und das ist auch so bei dessen Verhinderung qua gesellschaftlichem Wandel. Über weite Strecken ist es so unmerklich, dass man es nicht sehen muss, wenn man es nicht unbedingt sehen will. Nun ändert sich das in rasanter und uns wahrscheinlich völlig überfordernder Geschwindigkeit.
Anstatt uns also dieser einfachen aber ununmstößlichen Wahrheit der Begrenzheit dieses Lebensraumes zu stellen, verstehen wir unter Politik immer noch das Basteln magischer Konzepte, welche uns erlauben sollen bei gutem Gewissen (oder einer zur kulturellen Gewissheit verklärten robusten Ignoranz) weiter nicht nur zu viel, sondern stetig mehr vom zunehmend zu wenig zu nehmen. Eben: Wachstum! Wachstum! Wachstum über alles!
Und da reicht es nicht, selbstentschuldend mit dem anklagenden Finger auf andere zu zeigen. Das ist etwas, bei dem sich jeder von uns dringendst selbstehrlich machen muss. Die Konservativen und die Rechten haben das auf ihre Weise längstenst gemacht: Die bereiten sich entlang herrenmenschlicher Grundattitüden in Form rassistischer und nationaler Grenzbefestigungen auf die Verteilungskämpfe vor und haben nicht ein Jota Bereitschaft diese Kämpfe obsolet zu machen, indem wir uns um unser Überleben als Spezies willen -von Integrität, Achtsamkeit und ganz Allgemein der Gefaher einfach als nette Zeitgenossen betrachtet zu werden mal ganz abgesehen- endlich vom Parasiten zum Symbionten unseres Lebensraumes zu wandeln.
Wir sind die einzige Spezies, die das könnte und wir sind die einzige Spezies, die bislang lieber sehenden Auges lachend in die evolutionäre Kreissäge begrenzter Ressourcen springt, weil sie sich ein Leben ohne Billigflieger, Wegwerftextilien, smarter Kühlschränke in der gefühlten Sicherheit des Imageübertrages ihrer Stadtpanzer-SUVs (oder der Möglichkeit all dies auch für sich zu erreichen) nicht vorstellen kann oder besser gesagt auch nur darüber nachdenken will.