Gesetze bilden das Selbstverständnis von Gesellschaften ab. Und wer Gleichberechtigung als erledigt betrachtet, der findet zum Beispiel 1992 die Gesetzesänderung dass nunmehr Frauen auch ohne Ausnahmegenehmigung zwischen 20Uhr abends und 6 Uhr morgens arbeiten dürfen. Seit 1994 dürfen Frauen bei Eheschließung ihren Namen behalten, gerademal seit 1996 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Das ist erst so kurz her, dass heute mit Friedrich Merz ein entschiedener Gegner der Strafbarkeit von Vergewaltigung als Kanzlerkandidat antritt. Wir laborieren immer noch an den zum Teil heftigen Folgen der Wiedervereinigung von 1989, wie also soll da Gleichberechtigung schon erledigt sein?

Fakt ist: Frauen haben in dieser Gesellschaft nach wie vor einen erheblichen Geburtsnachteil. Sie werden im Schnitt im Vergleich zu Männern deutlich schlechter verdienen (1), werden rechtlich schlechter behandelt, haben deutlich erhöhte Ausgaben (2) und zum Ausgleich bekommen sie eine signifikant schlechtere Rente (3) und eine schlechtere medizinische Versorgung (4).

Wer immer noch behauptet, wir hätten Gleichberechtigung, der findet es ganz einfach ok, dass Frauen in dieser Gesellschaft Menschen 2. Klasse sind. 

Gleichberechtigung fußt auf gleicher Teilhabe und die funktioniert nunmal nicht, wenn man Frauen wie Männer behandelt wissen will. Es sei denn es sei tatsächlich der alleinige Luxus der Frauen sich für Kinder und Erziehung zu entscheiden, für den sie dann eben auch völlig natürlich Lohngefälle und Rentenlücke hinnehmen müssen. Hätten ja keine Kinder bekommen müssen, mitten im besten Karrierealter und wie normale Männer auch einfach weiter an ihrem beruflichen Fortkommen basteln können. 

Solange diese Gesellschaft nicht aufhört die Teilhabe der verschiedenen Geschlechter als Zugang der Frauen zur männlichen Sichtweise begreifen zu wollen, werden wir implizit Frauen im Vergleich zu Männern als minderwertiger, objekthafter, nachrangiger und unbedeutender begreifen. 

Ja aber die Auswahl soll durch Qualifikation, nicht durch Quote erfolgen… Nun solange Männer priveligiert sind, werden diese gleiche Teilhabe als Machtverlust begreifen und zu verhindern wissen. Das ist nur zu natürlich, es sei denn es entwickelte sich zufällig eine Generation empathischer, diverser und an Frauen nicht nur als Mutter oder Sexualpartner interessierter Männer. Auf so einen evolutionären Zufall zu hoffen verbietet sich, Teilhabe zu etablieren bleibt also weiter echte harte Arbeit. 

(Der Cartoon ist wie das Thema bereits älter)

1) https://www.tagesschau.de/faktenfinder/inland/genderpaygap-103.html

2) https://www.finanzfrage.net/g/frage/warum-muessen-frauen-hoehere-versicherungsbeitraege-zahlen

3) https://frauen.verdi.de/themen/rente/++co++875c8cb4-e0de-11e7-8abe-525400423e78

4) https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-warum-herzkranke-frauen-schlechter-behandelt-werden-1.4487637

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