Merz hatte nur sein verletztes Ego als Plan, aber keine Erfahrungen und auch keine Inhalte. Also machte er das, was blanke Populisten auf der Flucht vor den Tatsachen eben so machen: Er schürte vermeintlich billige, abstrakte National-, Sozial- und Veränderungsängste, um sich den Besorgten als Lösung anzubieten. Womit er automatisch im Gefilde der AfD wilderte, denn das Schüren dieser Ängste war jedoch auch die DNA der AfD. Indem er dies tat, legitimierte und päppelte er die AfD, mehr noch: er löste einen Wettlauf der Ängste aus mit dem er sich auf Gedeih und Verderb an die AfD als Grund, Verstärker und Echokammer band. In Folge des Wettlaufs der Ängste fabulierte er schlussendlich gemeinsam mit Dobrindt gar die nationale Notlage herbei, in dem verzweifelten wie vergeblichen Versuch, sich von der AfD als Macher abzusetzen – und das auf Zahlen und Faktenbasis von genau nichts. Und da stehen wir nun: Europa ist beschädigt, Rechtsstaat beschädigt, das Land gespalten und rechtsradikalisiert, AfD Verbotsverfahren blockiert, die Grenzen sind dicht, die Wirtschaft leidet, Steuergelder verpuffen, zehntausende Beamte sind rund um die Uhr im Einsatz, um eine Gefahr einzudämmen, die es nicht gibt, und eine sich qua Wort und Tat inhaltlich bestätigt sehende AfD steht sich die Hände reibend ohne Zutun auf einem Allzeithoch. Eine AfD, die zudem durch die Union geschützt wird, weil diese ohne die AfD plötzlich selbst als der extreme rechte Rand dastünde, und das zu Recht. Der Innenmister zerlegt nun, für Merz willig die Drecksarbeit erledigend, um das irgendwie aufzulösen ohne sich zu besinnen den Rechtsstaat (und mit diesem wohl mehr volens denn nolens die Demokratie, da es nunmal keine Demokratie ohne Rechtsstaat gibt). Ein Schachmatt der politischen Anständigkeit, nicht dass Anständigkeit je Merz‘ Problem gewesen wäre. Und das während wir in den USA sehen was passiert und uns erwartet, wenn wir als Gesellschaft so handeln.
