Auch wenn die Autoverkäufer in der Politik etwas anderes erzählen: Die Bahn ist billiger, klimaneutraler und effizienter – es sei denn, man macht sie vorsätzlich kaputt. Privatisierung nannten wir es, als wir eine zwar etwas angestaubte aber funktionierende und schuldenfreie Bahn dem Markt übergaben. Das geschah mit der wilden Behauptung, der Staat könne keine Infrastruktur betreiben. So als wäre Infrastruktur keine, wenn nicht sogar die Kernaufgabe jedweden Konzeptes von Staat. Dann haben die Stakeholder die Bahn filetiert, ausgeplündert, ausgedünnt und so auf Verschleiß gefahren, dass heute ernsthaft diskutiert wird, ob die Bahn überhaupt noch sanierungsfähig sei. Das gleiche Konzept mit der gleichen Legende, der Staat könne es nicht, haben wir übrigens auch in den Bereichen ÖPNV, Wasserversorgung, Gesundheit, ja sogar Bildung durchgezogen, und alle eint, dass sie mehr oder weniger die gleichen Probleme aufwerfen. Und das mit gutem Grund: Infrastruktur ist kein marktfähiges Gut. Infrastruktur folgt dem Ideal der Leistungsmaximierung, Märkte folgen dem Ideal der Gewinnmaximierung. Das ist ein Zielkonflikt, der nur durch wahlweise massive Einschnitte in die Leistungsfähigkeit oder in den Markt aufgelöst werden kann und damit bestenfalls dauerhaft nur theoretisch lösbar ist. Zumal in neoliberalen Zeiten. Ohne funktionierende Infrastruktur fehlt aber das für stabile politische Verhältnisse notwendige Vertrauen in den Staat. Wir wären wohl gesamtgesellschaftlich gut beraten, wenn wir wieder dahin kämen, dass man statt Shareholder-Value-Bestrebungen nach der Bahn die Uhr stellen kann, dass es auch auf dem Land eine Gesundheitsversorgung, eine Nahversorgung und einen ÖPNV gibt und in den Städten z.B. Kindergärten in ausreichender Zahl.