Illustration zweier Chirurgen bei der OP im Gespräch. Der eine sagt: die FDP will die Todesdefinition ausweiten um mehr Organspenden zu ermöglichen. Der andere entgegnet: Auf was ausweiten? Bürgergeldempfang!?

Die FDP will also wieder einmal die medizinische Versorgung „verbessern“, diesmal die Situation der Organspende. Nun, eine grundlegende Möglichkeit, die Medizin zu verbessern, wäre, die Zwei-Klassen-Medizin abzuschaffen. Eine andere wäre, Medizin nicht als Profitcenter, sondern als Infrastruktur zu betrachten. Beides ist mit der FDP nicht zu machen. Kritisch sieht sie auch die Widerspruchslösung bei der postmortalen Organspende. Lindner lehnt sie sogar als Eingriff in die Freiheit ab und beweist damit einmal mehr, dass die FDP auch in diesem Punkt unter Freiheit vor allem die Verweigerung des Einzelnen versteht und nicht die Verbesserung der Situation aller. Offensichtlich hat die FDP aber angesichts ihrer eigenen Sterbesymptome erkannt, dass nur regierende Fundamentalopposition für sie auch nicht wirklich belebend ist. So jedenfalls wäre zu verstehen, warum sie nun überraschend mit dem Vorschlag kommt, die Zahl der Organspenden dadurch zu erhöhen, dass die Spendewilligen früher spenden können: Nicht der etablierte und sichere Hirntod, sondern der gar nicht so selten reversible Herztod soll ihrem Vorschlag zu Folge bereits eine Organentnahme ermöglichen. Ein Schelm, wer German Angst rufend argwöhnt, dass allein die relativ abstrakte Möglichkeit, vorzeitig Organspender zu werden, die ohnehin nicht ausreichende Zahl derer, die sich bewusst zur Spende bereit erklären, nicht eben erhöhen dürfte. Zudem dürfte der Herztod aus den genannten Gründen von der Ärzteschaft eher zurückhaltend denn begeistert aufgenommen werden. Am Ende scheint es wieder FDP at her best zu sein: Eine als Angebot getarnte Ablehnung unter billigender Inkaufnahme einer Verschlimmbesserung. Es wird Zeit, dass die FDP zum Organspender wird, ihr Herzstillstand scheint schon länger vorzuliegen, dabei bräuchte die Gesellschaft tatsächlich eine Stimme des echten Liberalismus, nicht aber diesen selbstverblendeten und dabei völlig führungsunwilligen vulgärpopulistischen Klientelbüttel im BWL-Zwirn. Vielleicht aber hilft ja die angetretene Diskussion auf die allgemein prekäre Lage bei den Organspenden aufmerksam zu machen, dann wäre wenigstens etwas geholfen, wenn auch nicht so, wie es die FDP im Sinn hatte.