Die volkswirtschaftlichen Kosten für eine klimaneutrale Transformation wären ein Nasenwässerchen im Vergleich zur Schadenbilanz. Um es klar zu sagen: abgesehen von der ökologischen Katastrophe werden schon allein die Schadensbewätigungskosten unserer Zivilisation das Rückgrat brechen.
Diese Kosten wurden berechnet1. Bei aktuellem Klimakurs erreichen wir um dasJahr 2045 global im Schnitt 2°C. 2045 ist, das sei dabei angemerkt nicht mehr das bequeme Verschieben auf kommende Generationen. Das ist unsere Generation, die das im Ereignisfall erleben wird. Die Schäden für das Erreichen eines mittleren Temperaturanstiegs im Mittel von 2°C werden im Mittel auf etwa 38 Billionen Dollar taxiert.
Wir Menschen sind so unglaublich schlecht im Abschätzen von Dimension, vor allem, wenn es um große Zahlen geht. Um sich das mal zu vergegenwärtigen: Der jährliche Bundeshaushalt aus welchem wir alle Ausgaben des Bundes bestreiten beträgt etwa über 1,6 Billionen Dollar und wir diskutieren ob wir nicht zudem Kredite in signifikanter Höhe aufnehmen müssten. 38 Billionen Dollar entspricht ungefähr der aktuellen Gesamtsumme aller Staatshaushalte der 50 reichsten Nationen der Erde. Und das pro Jahr. Nur die jährliche Schadensbilanz. Es wäre eine Cashburnrate von 72.000.000,00 Dollar pro Minute. Jede Minute, Jedes Jahr. Wobei dabei nicht eingerechnet ist, dass der Dollar in diesem Fall wahrscheinlich inflationär an Wert verlöre und gleichzeitig die Kreditkosten explodierten. Das würde, da wir beim Klima, in menschlichen Zeitläuften gesprochen, über extrem langfristige Systeme sprechen, erst dann verebben, wenn durch das Klima nichts von wert mehr zu schaden kommen würde. Oder wir uns nach einer dann sehr disruptiv verlaufenden Transformation in einer angepassten Welt wieder finden. Disruptiv ist hier ein technischer Begriff für extreme Prozesse, wie Verteilungskämpfe, Migration etc.
Da wird klar, dass nicht nur ganze Volkswirtschaften zusammenbrechen werden, wenn wir diesen Kurs weiter halten, sondern die globale Volkswirtschaft an sich. Es wäre ein Mad Max Szenario, da mit den Volkswirtschaften auch öffentliche Ordnung und Strukturen kollabieren.
Schon heute übersteigen die Schadensbilanzen deutlich die volkswirtschaftlichen Kosten für eine klimaneutrale Transformation. Und wir wissen, dass die Schadenskosten an die Wärme gekoppelt sind. Dennoch steuern wir derzeit nicht auf 2°C, sondern auf 2,5°C-4°C zu. Dabei wären viele Maßnahmen sogar kostenneutral, oder zumindest günstig zu haben. Etwa Tempolimits, etwa Fleischverzicht, etwa die Abkehr vom motorisiertem Individualverkehr, hin zu kollektiveren Bewegungsstrukturen.
Statt dessen diskutieren nicht nur wir in wie weit sich unser bizarres Zerrbild von Freiheit mit der überlebensnotwendigen Transformation vertragen. Kurze Antwort: tun sie nicht. Der – man kann es nicht anders ausdrücken- anarchokapitallistische Begriff von Freiheit zielt auf individuelle Vorteile im Jetzt, Transformation ist hingegen zielt auf kollektive Vorteile in der Zukunft. Deswegen kann Transformation nie vom Markt bestimmt werden, sondern nur durch die Bestimmung der Marktgesetze. Es ist also eine politische Aufgabe. Wir wären, das sei an dieser Stelle angemerkt, wahrscheinlich gut beraten eine art wirtschaftlicher Säkularisation zu pflegen: eben eine Trennung von Interessen der Privatwirtschaft und politischen Entscheidungen. Davon sind wir jedoch sehr weit entfernt, was meiner Ansicht nach einen Gutteil unserer Handlungsproblematik ausmacht.
Wir wissen, dass wir fortgesetzt beschleunigend auf eine unausweichliche Wand zurasen. Wir wissen es seit langem. Und dennoch diskutieren wir fortgesetzt, ob es nicht doch eine Möglichkeit zur fortgesetzten Beschleunigung gäbe.
Es gibt viele Erklärungen für dieses Verhalten. Meine Meinung ist diese: die meisten Gründe würden eigentlich Gerichtsverfahren begründen. Denn hier wurden und werden gewohnheitsmäßig illegitime Partikularinteressen über die Interessen des Allgemeinwohls gestellt.