
Die Bundesregierung plant, aus dem Sondervermögen einzig die Sanierung und den weiteren massiven Ausbau von Straßen zu finanzieren – nicht jedoch in die Schiene. Dahinter steckt die alte, längst widerlegte Vorstellung, dass mehr Straßen automatisch mehr Mobilität für alle bedeuten. In Wahrheit verstärkt diese Politik jedoch lediglich die Abhängigkeit vom Auto – mit all ihren nachgewiesenen negativen Folgen für Individuum, Gesellschaft und Gesundheit – und beschneidet zugleich die Gestaltungs- und Handlungsspielräume künftiger Generationen.
Denn die Bahn ist der Straße nicht nur in Bezug auf Klima, Flächenverbrauch, Umwelt und gesellschaftliche Effekte überlegen, sondern auch beim Unterhalt: Bei annähernd vergleichbaren Kosten bietet die Schiene eine deutlich höhere reale Transportkapazität auf den Kilometer als die Straße. Würde man das System Bahn und ÖPNV konsequent mit effizienten Lösungen für die „letzte Meile“ bei Personen- und Güterverkehr verknüpfen, wäre es in puncto Effizienz unschlagbar. Wenn man das denn nur wollte.
Denn dass Bahn und ÖPNV in Deutschland nicht so funktionieren, wie sie könnten, ist weniger ein systemisches, finanzielles oder technisches als vielmehr ein politisches Problem. Man muss es klar benennen: Die jahrzehntelange Vernachlässigung der Schiene ist eine Form politischer Sabotage zur Förderung des motorisierten Individualverkehrs.
Oft wird argumentiert, die massive Subventionierung des Autos diene dem Allgemeinwohl, weil sie Mobilität verbillige. Doch dieser Anspruch wird nicht eingelöst: In der Gesamtkostenrechnung – also Kauf, Betrieb, Unterhalt und Wertverlust – liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit vorn. Laut ADAC betragen die Kosten für Pkw-Besitzer bei rund 0,50 bis 0,70 Euro pro Kilometer. Zum Vergleich: Dieselbe Strecke kostet mit Bahn oder ÖPNV lediglich 0,10 bis 0,30 Euro pro Kilometer. Wäre unsere Welt in Fragen des Alltages, also Leben, Versorgung, Arbeit/Bildung und Gesundheit, auf Fuß- und Radwegeentfernungen eingerichtet, die Kosten lägen zwischen 0,01 und 0,05 Euro/km.
Wären wir Bürger also nicht so sehr an unsere Abgase und Staus gewöhnt, würden wir allein schon aus ökonomischer Vernunft der Politik die Türe eintreten, mehr – und nicht weniger – von der günstigeren und nachhaltigeren Form der Mobilität einzufordern. Von den Vorteilen für Umwelt, Klima und Volksgesundheit ganz zu schweigen